Unsere Philosophie
Con-Oeko ist ein „Kind“ des Mutterunternehmens „Confido-Initiativen“, eine Therapeutische Wohngruppe für traumatisierte Kinder und Jugendliche.
Der Entschluss, eine ökologischen Landwirtschaft aufzubauen, erfolgte aus der Verantwortung für die Natur, vor allem aber aus der Verantwortung für unsere Kinder.
Auf unserem Weg wurde uns immer mehr bewusst, dass wir die Beziehung zu unseren Kindern nicht isoliert sehen können, sondern ebenso deren Einbettung in die Umwelt. Eine Beziehung kann nur heilend sein, wenn dies auch in alle anderen Lebensbezügen gilt. Es wäre unehrlich, mit den Kindern achtsam und bewusst zu leben und dies nicht auch gegenüber der Umwelt zu tun. Die heilende Beziehung hätte keine Kraft; sie wäre nur eine Technik und keine Lebenshaltung.
In unserer Pädagogik unterscheiden wir zwischen der Beziehung zur belebten Natur und die Beziehung zu Sachwerten. Ökologie ist das Label für die Beziehung zu Tieren und Pflanzen, Ästhetik das für die Beziehung zur Welt der Dinge.
Ökologie
Mit dieser Klärung sind schon die Grundlagen der Ökologie gelegt: es ist eine heilende Beziehung, sowohl für die Menschen als auch für Pflanzen und Tiere. Die Freiheit des Gegenübers zu achten, ist das innerste Wesen von Würde und auch von Heilung. Für eine menschliche Beziehung ist dies zu verstehen, doch wie steht dies mit der Beziehung zu Pflanzen und zu Tieren?
Diese Frage führt in den innersten Bereich der Ökologie:
Ökologie ist das Wort für eine Lebenshaltung, in der Pflanzen und Tiere nicht Objekte, sondern freie Subjekte sind. Konsequent weitergedacht heißt dies, Pflanzen und Tiere auch als „Wesen“ mit einer eigenen Seele zu verstehen.
Dies verändert die Beziehung radikal, denn damit werden sie – wie Franz von Assisi es nicht nur ausgedrückt, sondern gelebt hat – zu Schwestern und Brüdern.
Subjekt / Objekt
Der Mensch hat im Laufe seiner Geschichte seine Beziehung zur Natur radikal verändert (Animismus).
Mit philosophischen Begriffen ausgedrückt, wandelte sich die Natur von einem Subjekt zu einem Objekt; der Mensch lebte nicht mehr mit der Natur, sondern die Natur wurde zu einem, für seine Zwecke ausbeutbares Objekt – er machte sich die Erde untertan.
Als Objekt ist ein Tier kein uns verwandtes Wesen, mit dem wir eine lange Strecke gemeinsamer Evolution gemeinsam haben und mit dem wir einen gemeinsamen Lebensraum teilen. Als Objekt ist die Natur kein Lebensraum, an dessen Kreisläufen wird unseren Lebensrhythmus anpassen müssen, sondern ein durch Naturgesetze determiniertes System.
Der moderne Mensch hat sich aus dieser Abhängigkeit befreit, indem er rational die Gesetzlichkeiten bewusst erkannte, denen er früher unbewusst unterworfen war. Dadurch erlange er Macht über die Natur – das einstige Gleichgewicht verschob der Mensch zu seinen Gunsten. Als wissender Mensch, der die Gesetze der Natur erkennt, erlangte der Mensch Macht über die Natur: der Mensch wurde Subjekt und die Natur Objekt.
Aktuelle Entwicklung
Heute ist diese „Entseelung des Natürlichen“ zum Selbstverständnis des modernen Menschen geworden. Erst durch die Wandlung der Pflanzen und Tiere zu toten Objekten, konnte die Ernährungsbasis für den enormen Bevölkerungswachstum geschaffen werden. Objekte sind keine freien Wesen, sondern gleichen Maschinen, die der funktionale Mensch beherrschen kann. Eine Million Legehennen in einer Legefabrik sind maschinenähnliche Bio-Roboter, deren einzige Aufgabe es ist, bezogen auf den Aufwand, möglichst effektiv Eier zu legen – Wirtschaftlichkeit ist das Ziel. Die individuellen Bedürfnisse der Hühner haben in einem Objekt-Verständnis keine Bedeutung, sie reduzieren nur den Ertrag. Dem Huhn, statt 20 cm2 Fläche 25 zuzugestehen, ändert an dieser Grundhaltung nichts.
Nicht nur Tiere, sondern auch Pflanzen wurden zu Wirtschafts- und Rendite-Objekten. Sie fristen nach menschlichen Vorstellungen auf Plantagen ein Kunstleben, das von Kunstdünger, Insektiziden und Fungiziden bestimmt ist. Seine Besitzansprüche weitet der Mensch seine Wissensmacht. Ermöglichte früher die geschickte Anpassung an die natürlichen Kreisläufe einen Gewinn an Produktivität, so hat sich die Beziehung zur Natur grundlegend gewandelt. Heute muss sich der Mensch nicht mehr der Natur anpassen, sondern er passt die Natur seinen Bedürfnissen an. Die neuen Kompetenzen sind nicht mehr die tradierten Erfahrungen eines Bauern, sondern lauten: Gentechnik, Biotechnologie und Bio-engineering und einer Entwicklung, die analog zu Manufacturing 4.0, unter Landwirtschaft 4.0 gefasst wird.
Die unbelebte Natur
Auch die unbelebte Natur hat der Mensch in Besitz genommen – sie sich als neuer Herr „Untertan“ gemacht hat. Hier ist es vor allem die Ausbeutung der fossilen Energiereserven und der Rohstoffe, die der Mensch für seine technologischen Produkte benötigt.
Die Objektivierung der Welt durch den menschlichen Verstand geht noch einige Stufen tiefer. Nicht nur Öl und Kohle, Metalle und chemische Rohstoffe werden gewonnen, sondern auch auf das Atom selbst und seine Bausteine, hat der Mensch seine Macht ausgeweitet. Die Kraft der Atome nutzt der Mensch in seinen Atommeilern und er hat sie in seinen Atombomben gebannt. Sogar die Kraft der Sonne kann der Menschen in seinen Fusionsmaschinen beherrschen.
Auf dieser Ebene sind auch die Eingriffe auf zellulärer und molekularer Ebene zu sehen: der Mensch passt sich nicht mehr der Natur an, sondern die Natur an seine Bedürfnisse. Geschah dies früher auf natürlichem Weg, z.B. durch Zucht, so geht die Gentechnik sehr viel weiter: er mendelt nicht mehr bestimmte Eigenschaft heraus, sondern er erschafft sich künstlich Wesen mit den Eigenschaften, die ihm dienlich sind.
Aktuelle Probleme und Nebenwirkungen
In den letzten Jahren traten die Nebenwirkungen dieser Entwicklung immer schmerzlicher ins Bewusstsein. Klimawandel, Artensterben, der enorme Rückgang von Insekten und Vögeln, Nitratbelastung des Grundwassers, Luftverschmutzung, Borkenkäfer, radioaktiver Müll und Pandemien … sind nur einige Schlagwörter, die zeigen, dass die Gewinne, die der Mensch durch die Objektivierung der Natur gewonnen hat, gleich große Nebenwirkungen haben. Diese Nebenwirkungen wurden lange verdrängt, solange die Natur sie noch abpuffern konnte, doch zeigen sie sich zunehmend, je mehr die Puffersysteme erschöpft sind. Die träge Gutmütigkeit der Natur wird zunehmend aufgebraucht.
Mögen wir in Teilbereichen die Ursachen-Wirkmechanismen verstehen und gegensteuern können, so ist dies in den globalen Systemen nicht mehr möglich. Die langen Zeitkonstanten und irreversiblen Kipp-Punkte versperren eine Umkehr in überschaubaren Zeiträumen. Hinzu kommt, dass das Paradigma der Naturausbeutung die Grundlage unserer Kultur ist, womit wir für einen Teil der Erdbewohner einen hohen Wohlstand erreichen konnten, auf den der Mensch nicht verzichten will.
Das Grundproblem
Durch diese Entwicklungen hat sich der Mensch aus den Gesetzen der Evolution herausgelöst. Seine Erkenntnisse haben ihm eine gottähnliche Schöpfungsmacht verliehen, die Welt zu beherrschen und in Teilbereichen einzugreifen und diese in seinem Sinne zu verändern. Heute muss der Mensch schmerzlich erkennen, dass in der Natur alles mit allem zusammenhängt und Eingriffe in einem Bereich, massive Auswirkungen in ganz anderen Bereichen nach sich ziehen können, was unter dem Schlagwort Schmetterlingseffekt anschaulich ausgedrückt wird. Diese globale Vernetzungen werden in einer, an egoistischen Bedürfnissen ausgerichteten Wirtschaft kaum berücksichtigt. Die Steuergrößen eines Konzerns sind nicht die Folgen für andere, und für die Zukunft, sondern der eigene Gewinn. Aktuell erleben wir in weltweiten Krisenszenarien, dass Egoismen sehr viel mächtiger sind als die Verantwortung für die Folgen des eigenen Tuns. Im Tunnelblick des eigenen Wohlstands will man die Folgen für die Menschen in anderen Regionen der Welt, auf die Natur und für die Zukunft nicht sehen – es ist einfacher, sie zu verdrängen.