Obstbau – was alles dazugehört

Ermutigt durch unsere Erfahrungen, entschieden wir uns, im nächsten Jahr noch weitere Plantagen anzulegen. Hierdurch konnten wir unsere Produktvielfalt wesentlich ausweiten.

Beschilderung

Nach unserem ökologischen Konzept, um Monokulturen zu vermeiden, haben die Sorten auf die verschiedenen Plantagen verteilt. Um nicht die Übersicht zu verlieren, mussten wir die Plantagen, Reihen und Sorten beschildern. Auch hier wollten wir Plastik vermeiden und haben aus Lärchenholz Schilder gefertigt, die wir mit einem Brennschreibgerät beschriftet haben.

Düngung: Mulchen

Ein weiteres Grundprinzip von Ökologie ist die natürliche Düngung, wodurch sie sich von der herkömmlichen Landwirtschaft grundlegend unterscheitet, d. h. der Verzicht auf chemischen Dünger, wodurch auch der Nitratbelastung des Grundwassers vorgebeugt wird. Natürliche Düngung erreichen wir dadurch, dass wir in unseren Plantagen das Gras zwischen den Reihen mulchen und so die Biomasse wieder dem Boden zurückgeben.

Düngung: Kompost und Mist

Für unsere Bäume, Sträucher und Ackerfrüchte benötigen wir jedoch auch Humus, den wir aus unserem Pferdemist, Schnittgut, Blätter … auf unserer Kompostieranlage gewinnen.

Dazu haben wir einen Kompostwender gebaut, um das erforderliche Mikroklima zu schaffen, in dem sich die mikrobiologischen Mitarbeiter wohl fühlen – man muss sie pflegen. 

Unterstockräumung

Ein großes Problem im ökologischen Landbau ist das Gras, das in den Plantagen wächst. Es ist zum einen Gründung, zum anderen wächst es auch um die Obstbäume und mindert den Ertrag. Im herkömmlichen Obstbau wird dieses Unterstock-Gras einfach weggespritzt, was arbeitstechnisch eine sehr einfache Lösung ist. Im ökologischen Obstbau ist dies nicht möglich. Von Hand die Baumscheiben freizuräumen ist jedoch sehr mühevoll und arbeitsaufwändig. Um dieses Problem zu lösen, haben wir einen Unterstockräumer angeschafft, der wie eine kleine Fräse, den Boden zwischen den Bäumen vom Grasbewuchst befreit.

Wühlmäuse

Mit dem hohen Grasbewuchs um die Bäume ist ein weiterer Nachteil verbunden: die Wühlmäuse – die Erzfeinde der Obstbauern – fühlen sich dort wohl, sie haben Deckung. Da eine Bekämpfung dieser „Plagegeister“ im ökologischen Landbau nicht möglich ist, mussten wir das Problem mechanisch lösen. Durch das Mulchen und die Unterstockräumung ist auf dem Feld einiges los und durch das kurze Gras haben sie keine Deckung mehr. Dadurch fühlen sich die Wühlmäuse nicht mehr wohl und ziehen aus. Eine weitere natürliche Maßnahmen gegen die Wühlmausplage ist die Stärkung ihrer natürlichen Feinde: Greifvögel. Dies haben wir durch Greifvögel-Stangen angegangen, auf denen sie sitzen, um sich von dort auf ihre Beute herabstürzen zu können.

Zäune

Für Rehe und Hasen sind unsere Plantagen eine leckere Ausweitung ihres Speiseplans. Vor allem die Hasen lieben die Rinde junger Bäume, insbesondere die von Holunderstauden. Um diesen Verbiss zu begegnen, der in den Anfängen erhebliche Schäden verursachte, mussten wir einen Stammschutz anbringen.

Doch blieb uns nichts anderes übrig, als alle Plantagen einzuzäunen, was bedeutete, viele Kilometer Zäune zu ziehen und einige Tore einzubauen.

Bewässerung

Unsere lehmigen Böden sind fruchtbar und trocknen auch nicht allzu schnell aus, so dass wir uns zu Beginn über eine Bewässerung keine Gedanken machten. Doch wurden wir schnell mit den Auswirkungen des Klimawandels konfrontiert. Gerade in den beiden Pflanzjahren herrschte eine große Trockenheit, so dass wir monatelang mit einem Wasserfass die frisch gepflanzten Bäumchen mit Wasser versorgen mussten, um einen Totalausfall zu verhindern. Auch in den Folgejahren änderte sich das Klima nicht wesentlich, so dass wir eine Bewässerungsanlage einbauen mussten. Auch dies erforderte wieder einige Kilometer Schläuche zu ziehen, Drähte zu spannen, Versortungsleitungen zu verlegen und Steuerungstechnik zu installieren.

Wer hätte gedacht, dass in einem ökologischen Landbau ein Bagger fast ein Muss ist.

Pflanzenschutz

Zu meinen, dass man im ökologischen Landbau ohne Pflanzenschutz auskommt, der irrt, doch werden natürliche Mittel eingesetzt. Dies ist leider auch Folge des Konsumverhaltens der Menschen, denn jeder Kunde – auch wenn er ökologisch ausgerichtet ist – will einen makellosen Apfel kaufen. Kleine Unebenheiten durch Schorf, der völlig harmlos ist, werden nicht akzeptiert, was leider dazu führt, dass wir gegen diese Pilze Kupfer und Schwefel spritzen, oder schorfresistente Züchtungen anbauen müssen, was die alten Sorten verdrängt.

Bienen

Als Obstbauer braucht man noch eine andere Art von Mitarbeitern: Bienen. Ohne Bestäubung geht es nicht. Da unsere Anlage inmitten herkömmlich bewirtschafteter Felder liegen, spüren wir auch die negativen Folgen auf die Bienen, wie sie in den letzten Jahren schmerzlich ins Bewusstsein drangen. Daher mussten wir uns auch mit dem Thema Bienen befassen und uns selbst einige Bienenvölker zulegen. Doch zeigte sich schnell, dass wir nicht die Kraft und die Zeit hatten, uns in dieses Spezialthema einzuarbeiten. Wir haben uns daher – nach ein paar Rückschlägen – für Mauerbienen entschlossen. Dies ist eine sehr ökologische Variante, denn es sind natürliche Bienen, die in kleinen Kästen in den Plantagen hängen und die keinen Honigertrag liefern, sondern nur der Bestäubung dienen.

Maschinen und Geräte / Bauten

Auch in einem ökologischen Landbau kann man nicht alles mit der Hand machen, auch wenn der Anteil von Maschinen- zu Handarbeit ganz anders ist als in der herkömmlichen Landwirtschaft, die immer mehr automatisiert wird. So mussten wir einige Spezialmaschinen anschaffen, speziell für den Obstbau und für ein steiles Gelände.

Bio-Zertifizierung

Ökologie als Lebenshaltung ist das eine, doch Bio als Qualitätssiegel für unsere Produkte, ist etwas ganz anderes. Dazu muss nicht nur der Anbau dieses Produktes ökologischen Standards genügen, sondern der gesamte Betrieb. Dies bringt tiefgreifende Veränderungen mit sich, denn damit müssen nicht nur die Pflanzen, das Saatgut, die Mittel des Pflanzenschutzes und der Pflanzenstärkung „Bio“ sein, sondern wir dürfen all dies nur bei zertifizierten Betrieben einkaufen. Dies nachzuweisen, ist der Inhalt des jährlichen Kontrollverfahrens. So mussten wir feststellen, dass sogar das Pferdefutter diesen Kriterien unterliegt. Im Rahmen dieser Anforderungen sind die Felder auch erst nach einem dreijährigen Umstellungszeitraum biotauglich.

Die Umstellung unseres Betriebes auf Bio brachte sehr viele Formalien mit sich. Man muss einige Zeit nicht auf dem Feld, sondern im Büro zubringen. Um diesen Aufwand zu minimieren, haben wir eine EDV-Lösung realisiert, die uns die Arbeit erleichtert. Für die Bio-Zertifizierung ist das Lacon-Institut zuständig, von dem wir auch einige Anregungen erhalten haben.

Nach der dreijährigen Umstellungsphase genügen nun alle unsere geernteten Produkte dem Biostandard und wir dürfen dafür das Bio-Siegel verwenden.

Erste Ernte

Verarbeitung und Veredelung

Neben der Fürsorge für unsere Pflanzen auf dem Feld, hat sich mit zunehmenden Ernteerträgen auch die Frage gestellt: was machen wir mit der Ernte? So war es zwingend notwendig, neben dem Verkauf von Frischware, die Verarbeitung der Früchte anzugehen. Dies war eine neues Terrain, in dem wir erst Erfahrungen sammeln mussten. Auch hier waren einige Investitionen erforderlich